FRIEDER HOFMANN I POSITIONEN I PUBLIKATIONEN I PROJEKTE
Faltblatt der Leipziger Ausstellung 1992
Zu Beginn der 1980er Jahre, während meiner Aspirantur am Moskauer Architekturinstitut hatte ich das Glück, die Bekanntschaft der Bildhauer Wladimir Lemport und Nikolai Silis zu machen. Ich traf sie in ihrem mit Bildern und Skulpturen vollgestellten Gemeinschaftsatelier am Kutusov-Prospekt, in dem sie tagsüber arbeiteten und abends an einem gastfreundlichen Tisch öfter diskutier- und trinkfreudige Gäste versammelten.
Lemport arbeitete mit Keramik und Bronze und schuf Plstiken und Porträts mit ethnografischem oder religiösem Hintergrund. Silis formte Statuen und Reliefs aus Holz und Metall, deren streng geometrische Formen ihm den (in Sowjetzeiten schädigenden) Ruf eines „Formalisten“ eingebracht hatten.
Die Idee, mehr aus unserer Bekanntschaft zu machen, kam uns beim Besuch eines Geschäftsmannes aus Österreich, den ich Anfang der 90er Jahre in Russland begleitet und mit den Künstlern in ihrem Atelier bekannt gemacht hatte. Als wir zu später Stunde nach diesem denkwürdigen Treffen gut abgefüllt wieder in die eisige Moskauer Winternacht hinaus traten, hatte Silis dem Österreicher ein Medaillon mit der Darstellung einiger seiner Figurinen geschenkt und ihm das Versprechen abgenommen, sich am Sponsoring einer Ausstellung in Deutschland zu beteiligen.
Blick in das Gemeinschaftsatelier von Lemport und Silis
am Moskauer Kutusow-Prospekt (Foto 1991)
Eine solche Ausstellung fand nach der Überwindung zahlreicher Wendeschwierigkeiten wirklich auch 1992 in Leipzig statt.
Unter Federführung des Leipziger Vereins „Osteuropa-Kontakt“ e.V. konnte dieser Erfolg nur zwei Jahre später wiederholt werden. Während der Leipziger „Russischen Kulturtage“ kam es zu einer Gemeinschaftsausstellung beider Künstler mit den Leipziger Malern Günter Albert Schulz und Heinz Wagner in einer Kunstgalerie in der Leipziger Innenstadt.
Der Kunsthistoriker Dr. Günter Meißner (1936 – 2015) schrieb am 02.03.1994 in der "Leipziger Volkszeitung":
„Wie soll das ausgehen anno 1994, da die einstige „brüderliche“ Klammer des Realismus zerbrochen ist?
Die Galerie am Burgkeller beweist es: Gut, wenngleich vielstimmig! … Diese vier „alten Herren“ sind keine Revoluzzer, auch keine Nachläufer marktgängiger Moderne. Ihr Alterswerk ist reif, heiter, abgeklärt im Ergebnis lebenslang gesuchten und vervollkommneten Formwissens … Alle vier sind Kronzeugen einer neuen europäischen Kunstsituation, in der die Kunst solcher „Ossis“ – der ehemaligen DDR oder der ehemaligen Sowjetunion – eine wichtige Bereicherung darstellt ...“
Wladimir Lemport verstarb 2001 noch vor Vollendung seines 80. Lebensjahres in Moskau. Nikolai Silis starb 2018 im Alter von 91 Jahren.
Aus der Texterläuterung zur Übergabe von zwei Arbeiten W. Lemports an die „Stiftung Christliche Kunst“ Wittenberg (2019)
Dr.-Ing. Architekt Frieder Hofmann
gpfhofmann@parus-le.de
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Aktualisierung: November 2024
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